Durch Träume erwachen
- Jonas Billstein
- 18. Okt. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Zhuang Zi träumte, er sei ein Schmetterling. Der Traum war so real, dass er sich nach dem Aufwachen fragte, ob er nicht in Wirklichkeit ein Schmetterling sei, der träumt, ein Mann zu sein.
Diese alte Geschichte veranschaulicht, was unsere Gesellschaft zunehmend vergisst: Träume sind real. Alle fünf Sinne sind im Erleben der Traumwelten beteiligt, manchmal sogar stärker als im Wachzustand, da während des Schlafs das Bewusstsein tatsächlich ruht. Während es seine Kontrollfunktion einstellt, offenbaren sich der Inhalt und die Struktur des Unbewussten. Im Traum zeigen sich die basalen Vorgänge der Psyche und eröffnen einen Zugang zu den Mustern der Wahrnehmung und Reaktion, aus denen heraus der Wachzustand nachträglich entsteht.
So gesehen ist Träumen das reale Erwachen. In diesem Zustand offenbaren sich Verarbeitungsprozesse und verdrängte Erfahrungen. In unserem wachen Alltag sind wir lediglich ein Bewusstsein des Trauminhalts. Daher hatte die Traumwelt in Zeiten, die gesellschaftlich gesehen mittlerweile der Vergangenheit angehören, einen hohen Stellenwert. Erzählungen und Niederschriften von Träumen füllten einen Großteil des Gesprächsstoffs, und der Praxis des Träumens wurde oft Priorität eingeräumt.
Träumen in der Moderne
Die Schlafforschung zeigt, dass dieser Bezug seit der Industriellen Revolution radikal nachgelassen hat. Es scheint, als ob der Mensch seitdem aufgrund seines häufigen Umgangs mit Maschinen selbst zunehmend zur Maschine wird. Während der Schlaf bis dahin einen Übergang zwischen zwei gleichwertigen Welten markierte, meint der Mensch von heute, sich nachts ausschalten zu müssen. Obwohl er meist nicht umhin kann, von Träumen heimgesucht zu werden, fehlt ihm oft die Fähigkeit, eine produktive Verbindung zu seinem Unterbewusstsein aufzubauen. Die als irrational abgetanen Inhalte werden meist direkt nach dem Aufwachen vergessen oder nicht weiter beachtet. Manche Träume, meistens Alpträume, lassen sich zwar nicht so einfach auslöschen, behalten jedoch in der Regel ihren entfremdeten Charakter und werden nicht integriert. In diesem Verhältnis zeigt sich die allgemeine Tendenz, in der Menschen immer mehr die Verbindung zu sich selbst verlieren.
Der Weg zu sich Selbst
Das Träumen ist also ein direkter Weg, um die Verbindung zu den unbewussten Prozessen wieder aufzubauen. Dabei geht es jedoch nicht um das Beobachten oder gar Analysieren, sondern um das sinnliche Wahrnehmen. Der emotionale Zustand und die Gefühlslage während des Traums sind entscheidend, nicht der Inhalt. Die erlebten Szenen und Bilder können ein Zugang sein, wenn sie richtig genutzt werden. Die Nachbearbeitung eines Traums besteht also darin, über das bewusste Erinnern des Traums die Botschaften des Unterbewussten zu fühlen und dadurch zu integrieren. So können tiefliegende Emotionen verarbeitet und mehr Selbstbewusstsein im Sinne eines Bewusstseins des Selbst erlangt werden.
Für die Hypnose Sitzungen sind Aufzeichnungen von Träumen ein guter Einstieg in die Trance und bieten Potential für tiefgreifende Prozesse.
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